Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Politisch, bunt, gesegnet: 10 000 Menschen beim CSD 2025 in Lübeck


Lübeck. 10 000 Menschen haben ein buntes, lautes und unmissverständliches Zeichen gesetzt: “Nie wieder still” war das Motto des Christopher-Street-Days 2025 in Lübeck. Nachdem sich am Mittag ein Demonstrationszug durch die Altstadt und am Holstentor vorbei bewegt hatte, wurden in St. Marien am Nachmittag “Segen für alle” verteilt.

St. Marien verteilte Segen

Noch nie in der Geschichte des CSD in der Hansestadt waren so viele Menschen auf den Beinen, um bei der Demo am Mittag mit dabei zu sein: Gerechnet hatten die Veranstaltenden vom CSD-Verein mit 5000 Teilnehmenden. Nach Schätzungen der Polizei waren es doppelt so viele. Zählt man die Zuschauenden entlang der Route mit, waren es sogar noch ein paar tausend Zuschauende mehr. Störungen wie im Umfeld anderer Pride-Veranstaltungen gab es nach Behördenangaben nicht. 

“Diese Unterstützung tut gut”

Der CSD 2025 war spürbar politischer als in den Vorjahren. Aus guten Grund: Öffentliche Anfeindungen, Ausgrenzungen und auch Übergriffe nehmen weltweit zu. Eine Delegation aus Georgien trat am Mittag auf der Bühne auf dem Markt ans Mikro und berichtete von den Repressalien und Herausforderungen, denen die LGBTQIA+-Community in ihrer Heimat ausgesetzt sei. Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau betonte, dass Lübeck eine weltoffene und tolerante Stadt sei. Es gebe keinen Platz für rechtes und homophobes Gedankengut. 

“Der queeren Community hat diese Form der Solidarität und Unterstützung in Lübeck gut getan”, sagte Anne Mareike Müller, Pastorin der Laurentius-Gemeinde. Am Stand der Evangelischen Kirche habe sie über den Tag viele gute Gespräche geführt. “Es ist bewegend gewesen, dass auch so viele cis-Menschen da gewesen sind und ihre Unterstützung für queere Menschen zum Ausdruck gebracht haben.”

Das “Wort zur Woche” von Pröpstin Petra Kallies: “Haltung zeigen”

Ein Nachmittag voller Segen 

Neben dem Markt der Vielfalt, auf dem sich Vereine, Verbände und Organisationen präsentieren, zählt seit Jahren auch die Segens-Aktion in St. Marien zu Lübeck zu den Höhepunkten des CSD in der Hansestadt. Auch 2025 hatte ein ökumenisches Team viel Liebe in die Organisation des Festes investiert. Unter dem Motto “Segen für alle” hatten trans-Personen die Gelegenheit einen Transitionssegen zu empfangen. “Wer sich auf den Weg zu sich selbst macht, verdient Unterstützung”, sagte Marienpastorin Inga Meißner. “Wir möchten Kraft schenken, Mut zusprechen und den oft herausfordernden Prozess mit einem persönlichen Segen begleiten.” 

Vier Stunden lang waren aber auch alle anderen Formen von Segnunungen möglich - von der Taufe über die Partnerschaft bis zur Freundschaft. Auch Spontantrauung waren möglich, wenn man - so wie Bernd Noël und sein Ehemann Ralf Lander-Noël - die Hochzeitsurkunde vom Standesamt mit dabei hatte. Seit 32 Jahren sind die beiden ein Paar. “2004 haben wir unsere Partnerschaft eintragen lassen, 2019 standesamtlich geheiratet”, berichteten sie. Das Format der spontanen Trauungen zum CSD erschien beiden das richtige Format für das Ja-Wort: “Mein Mann wünschte sich den kirchlichen Segen, für mich ist St. Marien meine Herzenskirche”, sagte Bernd Noël nach der Zeremonie mit der ganzen Familie. Kristina Boysen, Pastorin im Mariensprengel, war nach der Spontantrauung selbst tief berührt: “Das war wirklich etwas Besonderes.”

Zeitweise mussten die Besuchenden der Segens-Aktion längere Wartezeiten in Kauf nehmen - und taten dies gern. Judith Fincke, Pastorin in der KIrchengemeinde St. Jürgen, sagte: “Es ist jedes mal wieder so berührend. Die Geschichten eines jeden Menschen, der zu uns kommt, bewegt meine Kolleg:innen und mich sehr.”

Die schönsten Bilder der Segens-Aktion in St. Marien