Propstei Lübeck Feierliche Eröffnung der Gedenkstätte für Pastorenpaar Jannasch

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt lobte bei dem Festakt das Engagement der Kirchengemeinde St. Aegidien und des Kirchenkreises, die Geschichte des Ehepaares Jannasch aufzuarbeiten. Copyright: Oliver Beck

Lübeck. Mit einem Festakt ist in Lübeck das Ehepaar Elisabeth und Wilhelm Jannasch geehrt worden, das sich zur Zeit des Nationalsozialismus klar gegen Antisemitismus positionierte und vielen Juden das Leben rettete. Wilhelm Jannasch war von 1914 bis 1934 Pastor in St. Aegidien, bis er und seine Frau von den Nationalsozialisten aus Lübeck vertrieben wurde. Hundert Gäste nahmen an der Gedenkfeier in St. Aegidien teil.

Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit

Verschiedene Festredner:innen, so auch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, lobten das Engagement des Ehepaars in einer Zeit, in der jüdischen Mitbürgern Asyl zu gewähren oder zur Flucht zu verhelfen, lebensgefährlich war. Dennoch wagten Elisabeth und Wilhelm Jannasch Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit und retteten durch ihr mutiges Handeln vielen das Leben. Dafür wurden beide auf Antrag der Gemeinde St. Aegidien von der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als "Gerechte unter den Völkern" aufgenommen.

"Verpflichtung zur Wachsamkeit"

In seiner Eröffnungsrede erinnerte Pastor Thomas Baltrock noch einmal an den bewegenden Moment der Entscheidung aus Israel: "Was für eine Woge von Gefühlen nach dem Öffnen des Briefes: Stolz auf und Ehrfurcht vor dem Vorgänger und seiner Ehefrau, aber auch Scham ob jahrzehntelangen Vergessens". Zugleich mahnte er: "Wir sind auch Träger:innen einer nicht von uns zu verantwortenden, aber zu tragenden Schuld. Und diese Schuld gebiert Verpflichtung. Verpflichtung zu Wachsamkeit im Jahr 2023 - der Teufel kommt selten zweimal im gleichen Kostüm."

Widerstand in der Kirche bekannter machen

Bischof i.R., Karl Ludwig Kohlwage, unterstrich die Wichtigkeit einer Gedenkveranstaltung zum Thema Widerstand im Dritten Reich. "Dass das Thema (Lübecker) Märtyrer und Widerstand bei uns in der Kirche bekannter geworden ist, haben wir der katholischen Kirche zu verdanken, die es lebendig gemacht hat. Die Thematik spielte aber weder in meinem Studium noch in meiner Vikariatszeit eine Rolle.“ 

Gemeinsam stark als Paar

"Ich habe mich sehr gefreut, dass wir heute tatsächlich auch einen Punkt setzen konnten, nachdem wir seit über drei Jahren an diesem Projekt gearbeitet haben", sagte Pröpstin Petra Kallies erleichtert und fügte hinzu: "Mir war wichtig, das Ehepaar Jannasch in ihrem Tun aber auch in ihrem Wirken zu würdigen. Wir wissen sehr viel über Wilhelm Jannasch und hoffen, dass wir im Laufe der Zeit auch mehr über Elisabeth erfahren, wie sie als Person gewesen ist. Denn das ist ja unstrittig: verfolgte Menschen bei sich im Haus aufzunehmen, was lebensgefährlich für einen selbst war, kann man nur schaffen, wenn man als Paar gemeinsam dahintersteht“.

Gedenkstätte wichtig für die junge Generation

Ulrich Pluschkell, Mitglied der Lübecker Bürgerschaft hob noch einen weiteren Aspekt hervor: "Solche Veranstaltungen sind sehr wichtig, insbesondere wenn man sieht, wie bei der Kommunalwahl in Lübeck der Anteil der Wähler:innen, die dem rechten Spektrum zugeordnet werden, immer größer wird. Es ist wichtig, nicht nur die Achtundsechziger, sondern vor allem Jugendliche und junge Menschen zu erreichen. Und dafür ist die Einrichtung der Gedenk- und Erinnerungsstätte ein wichtiger Beitrag."

Mehr über das Ehepaar Jannasch gibt es auf der Homepage www.jannasch-gedenken.de.