Wie wird die evangelische Kirche in Zukunft die frohe Botschaft verkünden? Bleibt die Kirche im Dorf? Treffen sich Senioren zukünftig im Gruppenraum der Kita statt im Gemeinderaum? Singen die Jugendlichen bald gemeinsam im Internet statt am Lagerfeuer? Wieviele Hauptamtliche wird es geben, die die Aktivitäten der Ehrenamtlichen begleiten? Und das alles bei knapper werdenden Mitteln?
Siehe, ich mach alles neu - auch Ihre Ideen sind unter #osLL19 gefragt
Darüber denken auch im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg viele Menschen nach. Während der ersten Zukunftskonferenz am Samstag, dem 09.02.2019, tun sie das das erste Mal gemeinsam. Unter dem biblischen Motto „Siehe, ich mache alles neu!” treffen sich über 400 Engagierte aus allen 57 Gemeinden, den Diensten & Werken und aus der Verwaltung in der Musik- und Kongresshalle (MuK) Lübeck in einem open space. Die geladenen Gäste erhalten kreative Impulse, es werden funktionierende Beispiele und Expertenmeinungen vorgestellt, neue Ideen entwickelt und ein Austausch mit Gleichgesinnten angeregt.
Externe können die Zukunftskonferenz über die sozialen Netzwerke über den Projektaccount @osLL19Z bei Twitter (#0sLL19) verfolgen. Auch auf der Facebook-Seite des Kirchenkreises @KircheLL wird den ganzen Tag darüber informiert. „Konstruktive Kommentare sind ausdrücklich erwünscht”, sagen Pröpstin Petra Kallies und Pröpstin Frauke Eiben.
Mehr Aufgaben, weniger Mitglieder, sinkende Einnahmen
Die Zeit drängt, denn die evangelische Kirche steht vor einem Dilemma: Mehr Aufgaben, weniger Mitglieder, sinkende Einnahmen. „Die Sinnangebote der christlichen Kirche werden für unsere Gesellschaft wichtiger“, ist sich Pröpstin Frauke Eiben sicher. „Viele Menschen sind vom Wandel in der Gesellschaft verunsichert, sie suchen nach Antworten auf ihre Fragen. Die Fachstellen der Dienste & Werke wie beispielsweise die Telefonseelsorge oder die Seniorenberatung verzeichnen steigende Bedarfs- und Beratungsanfragen.“
Gleichzeitig wird die Bedeutung der christlichen Kirchen in der Gesellschaft kleiner. „Die evangelische Kirche verliert seit den 1960er Jahren kontinuierlich Mitglieder“, sagt Pröpstin Petra Kallies. Knapp 3500 Gemeindeglieder verliert der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg jedes Jahr – so viele, wie eine durchschnittliche Gemeinde Mitglieder hat. „Vor zehn Jahren hatte der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg noch 200.000 Mitglieder, Ende 2018 waren es 166.000“
Das hat mittelfristig finanzielle Folgen. „Nur etwa 30 Prozent der Gemeindeglieder sind kirchensteuerpflichtig“, so Kallies. Viele dieser Menschen gehören zu den geburtenstarken Jahrgängen, die in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden und dann keine Kirchensteuern mehr zahlen. Bei den nachfolgenden Jahrgängen ist der Anteil an Kirchenmitgliedern deutlich geringer.“ Hinzu kommt: Auch viele Pastoren, Diakone und Erzieherinnen gehören zum geburtenstarken Jahrgang und gehen in den Ruhestand. Nachfolger werden nicht alle finden, denn es zeichnet sich auch bei den kirchlichen Berufen ein Fachkräftemangel ab. „Wir können uns in Zukunft nicht mehr jede Pfarrstelle leisten. Und selbst wenn wir es könnten, können wir sie nicht mehr besetzen.“, fasst Kallies ein mögliches Zukunftsszenario zusammen.
Wandel der Gesellschaft, Wandel der Kirche
Die Gemeinden werden diesen Wandel in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Und er wird vor Ort noch verstärkt durch die steigenden Kosten für die Bauunterhaltung, für die jede Gemeinde selbst verantwortlich ist. „Unser Gebäudebestand ist für deutlich mehr Mitglieder ausgelegt als wir derzeit haben“, so Kallies. 2013 begann daher die Kirchenkreis-Synode, sich dem Thema „Zukunft der kirchlichen Immobilien“ zuzuwenden. Im Dezember 2017 verabschiedete die Kirchenkreissynode ein Gebäudekonzept. Ein Struktur- und Innovationsfonds wurde eingerichtet und Förderrichtlinien dazu beschlossen, um die Gemeinden bei den notwendigen Veränderungen zu unterstützen.
Die Gesamtsituation könnte sehr deprimierend sein und dazu führen, dass viele Menschen sich zurückziehen oder versuchen, weiterzumachen wie bisher. Aber die Pröpstinnen sind zuversichtlich. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht! Wir wollen nicht den Mangel verwalten, sondern aktiv Ideen und Konzepte entwickeln, wie wir auch zukünftig unseren christlichen Glauben leben und weitertragen können. Und wir wollen darauf vertrauen, dass Gottes heilige Geistkraft uns dabei bewegen kann und bewegt. Schließlich hat sich die Kirche seit ihren Anfängen fortwährend verändert“ Auf der Zukunftskonferenz am 09.02.2019 gibt es kreative Impulse, es werden funktionierende Beispiele und Expertenmeinungen vorgestellt, neue Ideen entwickelt und ein Austausch mit Gleichgesinnten angeregt. „Wir wollen gemeinsam losgehen!”
Weitere Informationen und das Programm der Veranstaltung finden Sie hier.