Eine gute Mischung: Im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg haben sich digitale Gottesdienstformate etabliert und werden weiter entwickelt. Copyright: Ines Langhorst
Gottesdienst feiern im digitalen Raum
Mit der Corona-Pandemie und den notwendigen Beschränkungen des öffentlichen Lebens sind in der evangelischen Kirche Gottesdienste im digitalen Raum entstanden. Knapp 200000 Mal sind die Gottesdienste, Andachten und Vespern zwischen März 2020 und April 2021 auf den mehr als 20 YouTube Kanälen der Gemeinden, Projekte und Dienste & Werke im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg aufgerufen worden. Die Gottesdienste im digitalen Raum entwickeln sich immer weiter bis hin zu völlig neuen Umsetzungen. Die digitale Gottesdienstkultur wird künftig das Gemeindeleben vor Ort ergänzen und Menschen damit neue Zugänge ermöglichen.
Was ist ein Gottesdienst?
Ein Gottesdienst ist das Treffen von Menschen, die gemeinsam beten und das Evangelium hören wollen. Sie nehmen sich bewusst Zeit und feiern im Gottesdienst gemeinsam die Gegenwart Gottes. Zu den grundlegenden Elementen eines Gottesdienstes gehören das Gebet, der gemeinsame Gesang, die Predigt und der Segen. Je nach Anlass wird das Abendmahl gefeiert. Die klassische Gottesdienstzeit ist am Sonntagvormittag.
Individuelles Erleben im Gottesdienst
Jeder Mensch erlebt einen Gottesdienst individuell. Für einige ist die Predigt das wichtigste, andere erleben im Gebet oder in der Musik eine große Nähe zu Gott. Der Segen Gottes ist für viele Menschen gerade an den großen Lebenswendepunkten existentiell. Teil einer Gemeinschaft zu sein, trägt auch nach einem Gottesdienst Menschen durch ihren Alltag. Grund genug also, sich einmal die Gottesdienste im digitalen Raum anzusehen, die auf verschiedene Zielgruppen ausgelegt sind.
Gottesdienst ohne Raum und Zeit
Sie eint, dass sich die Menschen an unterschiedlichen Orten aufhalten und über Laptops oder mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet online sind. Das muss aber nicht zwingend zur selben Zeit sein. Viele Onlinegottesdienste kann man unabhängig von einer festen Uhrzeit mitfeiern. Einige Formate bleiben bewusst an den Moment gebunden.
SELA wagt liturgische Brüche
Ganz neue Wege geht die Vorwerker Diakonie mit SELA. So heißt der Filmgottesdienst. Beeindruckende Bilder aus dem Norden, professionell geschnitten, Texte gelesen von einer Schauspielerin, moderne Klänge von Musikern aus der Hip-Hop- und Elektro-Szene. Die Grundelemente des klassischen Gottesdienstes fehlen, dafür lädt das 23-minütige Video zu einer außergewöhnlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Auferstehung ein. Ein bewusster Bruch mit der Liturgie. Mehr dazu gibt es hier „Alles andere als langweilig!“ (vorwerker-diakonie.de)
Abendmahl online feiern
Eine theologische Auseinandersetzung mit dem Abendmahl im digitalen Raum gibt es bereits länger. Sie hat im Frühling 2020 durch die Corona-Krise an Fahrt aufgenommen. Mit dem Osterfest 2021, das für die meisten Christ:innen erneut im Lockdown gefeiert wurde, haben einige Gemeinden ausprobiert, wie das Abendmahl online gefeiert werden kann. Die Kirchengemeinde Lauenburg zum Beispiel hat die Menschen während des Livestreams am Ostersonntag dazu eingeladen.
Livestream: Gemeinsam Gottesdienst mit den Menschen vor Ort feiern
St. Matthäi, St. Andreas, St. Stephanus: Immer mehr Kirchengemeinden im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg setzen langfristig im digitalen Raum auf den Sonntagvormittag, um die Menschen ergänzend zum Gottesdienst vor Ort einzuladen. Gleichzeitig finden sich Menschen, um den lokalen Gottesdienst ins Netz zu bringen, die sich so vielleicht nicht begegnet wären. Ein Beispiel aus Lübeck ist das Team aus St. Stephanus.
Beteiligung der Gottesdienstbesucher:innen
Das Team #liveline feierte regelmäßig am Sonntag um 10 Uhr im Livestream Gottesdienst auf dem YouTube-Kanal des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Während der Sommerferien lädt #liveline unterwegs zu Andachten aus dem Herzogtum Lauenburg ein. Die Zuschauer:innen haben die Möglichkeit, am Gottesdienst mitzuwirken. Parallel zum Gottesdienst ist der LiveChat geöffnet, in den die Besucher:innen Gebetsanliegen für die gemeinsame Fürbitte schreiben oder einander einen gesegneten Sonntag wünschen. Die Livestream-Gottesdienste sind auch im Nachgang weiter aufrufbar. Alle Infos rund um die #liveline-Gottesdienste gibt es hier.
Zoom-Gottesdienst live im Moment feiern
Während Livestream-Gottesdienste bei YouTube öffentlich sind, bieten Gottesdienste über die Konferenz-Plattform Zoom einen halböffentlichen Rahmen. Sie sind über einen Link für die erreichbar, die ihn haben. Je nach Einstellung kann es nötig sein, weitere Zugangsdaten zu kennen. Die Kirchengemeinde in Mölln hat Zoom bereits ausprobiert. Die Lübecker Paul-Gerhardt-Gemeinde feiert seit Ostern dauerhaft Zoom-Gottesdienste. Am Sonntagvormittag finden Predigt, Musik, Lesungen und Gebet aus der Kirche am Stadtrand und den Küchen und Wohnzimmern im Quartier online zueinander. Die Besucher:innen haben verschiedene Interaktionsmöglichkeiten und entscheiden selbst, ob sie ihre Kamera anschalten oder nicht. Der Gottesdienst wird nicht aufgezeichnet und bleibt damit in dem Moment.
Andacht bei Instagram
Immer wieder laden Nutzer:innen im sozialen Netzwerk Instagram zu Live-Andachten ein. Ein Beispiel: Seit März 2020 gibt es den Instapulse. Erfunden hat das Format Nico Ballmann @einschpunk, Pfarrer in Köln. Aus dem Norden mit dabei waren bereits Pastorin Sara Burghoff @cat_rabbi, Pastorin Josephine Teske @seligkeitsdinge_ und der Theologe Julius Radtke @juliusausmnorden .
Gerade im IGTV erschienen ist die Popandacht von Stephan Reinke und Emilia Handke zu dem berühmten Lied Halleluja von Leonard Cohen auf dem Account von Kirche im Dialog.
Onlinegottesdienst gut vorbereitet
Doch ein Gottesdienst im Internet muss nicht zwingend live sein, sondern kann gut vorbereitet und aufgezeichnet online gefeiert werden. Das Frauenwerk Lübeck-Lauenburg oder der Arbeitskreis christlicher Motorradfahrer haben Andachts- und Gottesdienstformate zu besonderen Anlässen vorab produziert, etwa zum Weltgebetstag der Frauen oder zum Start der Motorradsaison. In vielen Kirchengemeinden zeichnen Haupt- und Ehrenamtliche Andachten und Gottesdienste auf und betten diese dann auf ihren Internetseiten zum Nachschauen ein für einen längeren Zeitraum ein.